Das Erdklima ist ein komplexes System, das Schlüsselkomponenten wie das arktische Meereis im Sommer und die El-Niño-Südoszillation sowie klimabeeinflussende Elemente wie polare Eiskappen, den Atlantischen Meridian und den Amazonas-Regenwald umfasst. Das Überschreiten der Schwellenwerte dieser Elemente kann zu einem qualitativ anderen klimatischen Zustand führen, der menschliche Gesellschaften bedroht. Elemente der Kryosphäre sind anfällig für das aktuelle Ausmaß der globalen Erwärmung (1,3 °C), weisen aber auch lange Reaktionszeiten und hohe Unsicherheit auf. Wir bewerten die Auswirkungen interagierender Komponenten des Erdsystems auf Kipprisiken anhand eines etablierten konzeptionellen Netzwerkmodells dieser Komponenten. Die polaren Eisschilde (die Eisschilde Grönlands und der Westantarktis) sind entscheidend für die Neigungswahrscheinlichkeit und die Kaskadeneffekte in unserem Modell. Bei einer globalen Erwärmung von 1,5 °C kann die Vernachlässigung der polaren Eisschilde die erwartete Anzahl von Spitzenmerkmalen um den Faktor mehr als 2 verändern. Dies ist besorgniserregend, da eine globale Erwärmung von mehr als 1,5 °C unvermeidlich wird, während die aktuellen hochmodernen IPCC-Modelle dynamische Eisschilde (noch) nicht berücksichtigen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass polare Eisschilde für ein besseres Verständnis der Risiken von Umkippen und Kaskadeneffekten von entscheidender Bedeutung sind. Daher sind verbesserte Beobachtungen und eine integrierte Modellentwicklung von entscheidender Bedeutung. (Jonathan P. Rosser, Ricarda Winkelmann & Nico Wunderling, mehr unter natur.com)